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Alfred Wolff



In der Nacht vom Sonntag zum Montag (29.05.1938 - 30.05.1938) drangen gegen 23 Uhr Unbekannte in den Hof von Alfred Wolff ein und zerstörten u.a. 7 große Fensterscheiben. Wenig später verschafften sich die Täter ein zweites Mal Zugang zum Hof. Der oder die Täter konnten unbemerkt entkommen. Nachbarn, die durch Wolffs Hilferufe alarmiert wurden, eilten herbei und kümmerten sich um ihn.

Alfred Wolff stellte am Morgen Strafanzeige gegen Unbekannt, wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Neben der Anzeige wurden auch Aussagen von Nachbarn aufgenommen und protokolliert. Aus den Vernehmungen geht hervor, dass er nicht, während der oder die Täter die Glasscherben zerstörten, die Polizei alarmierte, sondern "Hier sind Einbrecher, Verbrecher und Spitzbuben in meinem Hause" zur Straße hin schrie, um auf sich aufmerksam zu machen.

Wolff beschuldigte in seiner Aussage den 40-jährigen Eisenbahner (anonymisiert) und den Fabrikarbeiter (anonymisiert). Beide wurden von der Polizei vernommen und bestritten die Tat.

Obwohl er eine Belohnung von 50 RM für die Ergreifung der oder die Täter aussetze, blieben die Täter unbekannt und die Ermittlungen wurden eingestellt. Da Wolff niederländischer Staatsbürger war, interessierte sich der Konsul der Niederlande in Berlin für das Ergebnis der Ermittlungen. Er informierte den Bürgermeister von Mondorf in seinem Schreiben vom 17. Juni 1938, dass Alfred Wolff Jude sei und dies ein möglicher Grund für den Einbruch wäre. Am 11. Juli 1938 antwortete der Bürgermeister und erklärte dem Konsul, dass die Täter nicht ermittelt werden konnten. Zuvor, am 04. Juli 1938, wurde ein Schreiben vom Amtsbürgermeister an den Landrat in Siegburg verfasst, in dem man Alfred Wolff als "schwerreichen Viehjuden" (*) und als " gerissener" Händler (*) bezeichnet. Weiterhin ist dem Schreiben zu entnehmen, dass Wolff in der Öffentlichkeit durch sein dreistes Benehmen (*) und durch sein rücksichtsloses Fahren mit seinem Kraftwagen (*) aufgefallen sein soll.

Alfred Wolff war der letzte Vorsteher der Spezial-Synagogengemeinde Mondorf. Der Sohn von Emanuel Wolff war wie sein Vater niederländischer Staatsbürger und ist im April 1939 mit seiner Familie nach Arnheim ausgewandert. Wie wir erst kürzlich erfahren konnten (richtiger : mussten) ist die ganze Familie in Sobibor ermordet worden.

[(*) Zitate aus dem Schreiben an den Landrat in Siegburg, über die Person des Alfred Wolffs.]

 


"Gewalt beendet keine Geschichte"
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